Schwettmann, Johanne

Erde – Feuer – Wasser – Luft

Eine Begegnung mit den vier Elementen im Integrativen Musikunterricht am Beispiel des Elements Erde - für die Klassen 1-6 und Förderschulen

Thema: Aufsatz
erschienen in: Musik in der Grundschule 2001/03 , Seite 16

“Wir leben auf der Erde und von ihr. Auch wenn wir sie heute kaum noch berühren, berührt sie uns innerlich doch immer. Moderne Menschen meiden den direkten Kontakt zur Erde, erheben sich mit Absätzen von ihr und fassen sie kaum mehr an – und doch bleibt ein unbestimmtes Gefühl von Verbundenheit. Trotz aller Distanzierung bleiben wir doch ihre Kinder. Unsere Kinder zeigen es in ihrer zu allen Zeiten ungebrochenen Vorliebe für Barfußgehen, Sandkastenspiele und in der Lust, sich allen Warnungen zum Trotz mit ihr ,schmutzig’ zu machen.”(1) Bei dieser Freude, mit Erde zu matschen, zu bauen, sie zu berühren und auf ihr zu laufen, können wir unsere Schülerinnen(2) abholen!

Die Elemente sind uns fremd geworden und doch sind sie die Basis des Lebens und der Respekt vor ihnen ist die Grundlage jeden Nachdenkens z. B. über den Umweltschutz oder ein menschenwürdiges Leben. Um Schülerinnen aller Altersstufen sensibel zu machen für die Bedeutung, die die Elemente für das menschliche Leben und Überleben haben, können Musik und Kunst eine große Rolle spielen. Seit drei Jahren habe ich mich auf die musikalisch-theatralische Auseinandersetzung mit den vier Elementen spezialisiert und Unterrichtsprojekte dazu im integrativen Musikunterricht durchgeführt (u. a.: “Lieder, Tänze und Kostüme zu Erde, Feuer, Wasser, Luft”, “Szenen im Schwarzlichttheater”, “Der Sonnenvogel – Eine musikalische Märcheninterpretation”). Integrativer Musikunterricht meint an dieser Stelle, dass der Unterricht “federführend” bzw. “tonangebend” ist und Inhalte aus anderen Fächern, z. B. Gedichte aus dem Deutschunterricht oder Bilder aus dem Kunstunterricht, zur ganzheitlich fächerübergreifenden Behandlung des Themas herangezogen werden. Da die Auseinandersetzung mit allen vier Elementen den Rahmen eines solchen Artikels sprengen würde, greife ich beispielhaft das Element Erde heraus und skizziere im Folgenden Ideen, die in Zusammenarbeit mit meinen Schülerinnen und meiner Kollegin Liz Metzing während einer Projektwoche der Albrecht-Dürer-Schule in Hannover entwickelt wurden.

 

Gestaltung des Raums und Hinführung zum Thema

Um die Schülerinnen ganzheitlich anzusprechen, ist die Gestaltung des Unterrichtsraums von großer Bedeutung. In der Mitte kann eine Installation aus Pflanzen, Steinen, braunen und grünen Tüchern und Erde neugierig machen auf das Thema. Die Schülerinnen gruppieren sich auf dem Boden um die in der Raummitte aufgebauten Gegenstände. Verschiedene Bilder zur Erde, Texte – vorgelesen zur Musik tibetischer Klangschalen – dienen als Impuls, über eigene Erfahrungen mit dem Element Erde zu berichten. Danach lernen die Schülerinnen das Lied “Erde ist mein Körper”(3) und den indianischen Stampftanz “Heienana”(4) kennen. Beides, Lied und Tanz, begleiten uns durch das ganze Projekt. “Erde ist mein Körper” wird mit von den Schülerinnen erfundenen Gesten, z. B. Zeigen auf den Körper, Wellenbewegungen der Arme für das Wasser usw., gestaltet. Auch beim indianischen Stampftanz ist die Fantasie gefragt. Die Schülerinnen denken sich bei der Stelle “Ja heiena, ja heiena” jeweils Bewegungen zu den vier Elementen aus. Im Sinne eines ritualisierten Beginns kann jedes der vier Elemente so wie für die Erde beschrieben eingeführt werden.

 

Das Erden-Lied, der Erden-Tanz

Die Schülerinnen verteilen sich im Raum. Mit “erdigen”, schweren Schritten und einem tiefen, “erdigen” Ton bewegt sich die Gruppe im Raum. Nach einiger Zeit kann die Zeile “Erde, Mutter Erde”, Teil 1 des Erdenlieds, intoniert werden. Wenn alle Schülerinnen die Liedzeile aufgenommen haben, werden nacheinander Schlaginstrumente verteilt, z. B. Pauke, Congas, Bongos, Schellenring, Maracas etc. Nun kann musiziert werden: z. B. schlägt die Pauke auf 1, die Congas haben 1 + 3, die Bongos spielen die Viertel, improvisieren oder haben einen kleinen Rhythmus, Schellenringe spielen auf 2 + 4 – den Schülerinnen wird noch anderes einfallen. Es soll mit den Parametern laut und leise gearbeitet und eine Dirigentin eingesetzt werden. Meine Schülerinnen wollten auch das Schlagzeug und das Keyboard mit einbeziehen, lieber englisch singen und in das “erdige” Stampfen andere Tanzelemente, z. B. aus dem Breakdance, einbauen. So entstand der zweite Teil des Lieds, bei dem das Schlagzeug einen Rockrhythmus spielt und vom Keyboard (ersatzweise Metallofon) die Harmonien gelegt werden. Am Ende kam es zu folgender Choreografie:

Waldgeister bzw. Erdenkinder stampfen im Kreis zu Teil 1. Die Instrumentalgruppe begleitet so wie beschrieben. Bei Teil 2 öffnet sich der Kreis zum Halbkreis, Schlagzeug und Keyboard kommen dazu, die Schülerinnen singen mehrmals den englischen Text, bis auf ein Signal der Dirigentin ein Popsong von Kassette eingespielt wird und die Breakdancer anfangen zu tanzen. Nach einigen Minuten setzen die Erdenkinder wieder mit Teil 1 ein. Das Ganze kann mehrfach wiederholt werden, bis zum Schluss der Ruf “Erde, Mutter Erde” das Ende markiert.

 

Das Steinspiel (zum Lied “Erde ist mein Körper”)

Die Schülerinnen suchen sich in der Umgebung oder auf dem Schulhof einen sie ansprechenden Stein. Die Steine werden gemeinsam betrachtet, beschrieben und in ihrer Eigenart gewürdigt. Alle sitzen in einem engen Kreis um die Mitte. Bei der ersten Liedzeile schauen sich alle ihren Stein aufmerksam an. Er liegt in der linken Hand. Bei der zweiten Liedzeile greift die rechte Hand den Stein, um ihn in die linke Hand der rechten Nachbarin zu legen. Das Greifen und Legen wird wiederholt. So geht es im Kreis herum, bis alle den eigenen Stein wiederhaben.

 

Weiterführende Ideen

Im Deutschunterricht können Geschichten zur Erde geschrieben, Gedichte und Erzählungen gelesen werden, im Kunstunterricht entstehen die Kostüme der Erdenkinder, im Musikunterricht werden die Gedichte verklanglicht. Die anderen Elemente können, wie schon gesagt, ähnlich thematisiert werden. Hier nur einige Anregungen:

Wasser: Erarbeitung eines Tanzes, Schwingen von blauen und grünen Krepppapierbändern zur Musik “Aquarium” von Camille Saint-Saëns aus dem Karneval der Tiere, Wasserkostüme aus blauen Müllsäcken und Krepppapierfischen, Lied: “Die Flüsse, sie fließen”

Feuer: Verklanglichung des Gedichts von James Krüss, Feuertanz zu Strawinskys Feuervogel

Luft: Lied: “El condor pasa”, Spiele mit Luftballons zu entsprechender Musik, Flaschenorchester.

Ich hoffe, ich konnte mit meinen Ausführungen die eine oder andere Leserin für die spannende Auseinandersetzung mit den vier Elementen gemeinsam mit den Schülerinnen begeistern.

 

Hörbeispiele auf der CD

(14-17: Hintergrundmusiken zum Vorlesen)

14 Erde: Tibetische Klangschalen 11 (K. Wiese) – Ausschnitt

15 Feuer: Mars the Bringer of War (G. Holst) – Ausschnitt aus: The Planets

16 Wasser: Aqua Part 1 (Asia Aqua) – Ausschnitt

17 Luft: Twisted Hair (R. Robertson & The Red Road Ensemble) – Ausschnitt

18 Erde ist mein Körper (Unmada)

19 Erde ist mein Körper – Playback

20 Heienana

21 Erdenlied – Playback mit Melodie

Anmerkungen/Literatur

(1) B. Blum/R. Dahlke: Erde – Feuer – Wasser – Luft, Rapperswil 1995.

(2) Die weibliche Form schließt hier grundsätzlich auch die männliche ein.

(3) in: Unmada Manfred Kindel: Unmada Kinderlieder, c/o Unikum Musik Hannover.

(4) in: Melanie Weißkichel: Eine Reise ins Land der Indianer, Examensarbeit, Hannover 1997.

Eine ausführliche Literaturliste zum Thema mit zahlreichen Praxishinweisen und Musikbeispielen kann bei der Autorin angefordert werden.